Das Prinzip tschechischen Humors ist überaus sympathisch. Wer eine lustige Geschichte zum Besten geben will, so wird empfohlen, der soll von einer peinlichen Angelegenheit berichten - selbstverständlich vorausgesetzt, bei dem Verursacher der Peinlichkeit handelt es sich um den Erzähler persönlich. Um meine Integrationsbereitschaft in die tschechische Mentalität zu signalisieren, möchte ich nun also eine Peinlichkeit gestehen. Ich habe heute an Bushido gedacht (den Gangster-Rapper, nicht den Vehaltenskodex der Samurai). Es widerspricht dem originalgetreuen tschechischen Humorverständnis, Mitleid zu erwecken und den Gesprächspartner damit milde zu stimmen, sodass ich auf einen langatmigen Rechtfertigungsversuch dieses Gedankens verzichte.
Im Zuge meines Gedankengangs jedenfalls erinnerte ich mich an den Filmtitel der Bushido-Autobiographie "Zeiten ändern Dich" und machte eine schockierende Feststellung: Übersetzt man den Filmtitel ins Englische - was, ich hoffe es inständigst, in der Kinowelt noch nicht geschehen ist - gleicht er fast dem Namen eines Albums von Bob Dylan. "The Times They Are A-Changing" zählt meiner Ansicht nach zu den besten Studio-Alben des 20. Jahrhunderts. Schlimm genug, dass sich eine gewisse Ähnlichkeit zwischen der Aussage des Bushido-Films und der Bob-Dylan-Platte kaum verleugnen lässt (es ist mir bewusst, dass ich ein Hausverbot in allen Konzerthallen, in denen Bob Dylan jemals aufgetreten ist, für diesen Vergleich verdient hätte). Noch schlimmer erscheint mir, dass Bushido sich selbst als gesellschaftskritischer Barde der Nation fühlen könnte. Es ist noch nicht so lange her, dass Bushido zu Gast bei Johannes B. Kerner war - und ja, trotz der streitbaren Qualität der Talkrunde noch im ZDF - und dort mit einer Vertreterin der Hamburger CDU über Politik diskutierte. Man muss sich dieselbe Situation vor 45 Jahren vorstellen. Es ist die Zeit kurz vor Woodstock und Bob Dylan oder ein vergleichbarer anderer Vertreter der 68-Generation hat einen Auftritt in einer renommierten Fernsehshow. Damals schimpften die Eltern der Dylan/Joplin/Lennon-Anhänger, die so altklug die Verfehlungen von Politik und Gesellschaft anprangerten, über die moderne Musik und die ganze Hippie-Kultur auf dieselbe Art, in der wir es heute über Bushido tun. Was aber, wenn unsere Kinder und Enkel in ein paar Jahrzehnten Bushido als den Songwriter feiern, der die Musik revolutioniert hat und er zu dem Helden wird, der es gewagt hat, die Tabus der Konservativen zu brechen? Wenn aus Hippietum Hip-Hop-Tum wird? Was, wenn sie uns vorwerfen, das Genie in Bushido verkannt zu haben und sein Grab zum nationalen Heiligtum ernennen? (Vorsichtshalber habe ich es geprüft: Bushido wird es immerhin nicht schaffen, in den glorreichen "Club of 27" einzutreten).
Bob Dylan hat es 1964 ja schon angekündigt: "The Times They Are A-Changing"; Bushido hat die daraus vielleicht einzig richtige Schlussfolgerung gezogen. Die Zeiten ändern nicht nur sich, sondern auch Dich. Das bedeutet immerhin, dass es uns nicht gänzlich vom Hocker hauen wird, wenn unsere Kinder Sonntags morgens am Frühstückstisch von Drogen, Sex und Gangbang der vergangenen Nacht berichten und dem vielleicht noch ein freundliches "Reich mir mal die Marmelade, Nutte" hinzufügen. Bis dahin haben uns die Zeiten eh geändert und wir sind so tolerant geworden, dass wir unsere Kinder freiwillig ins Gheddo fahren, wo wir mit ein paar Aggrofightern cokxxen. Das wird ein Spaß.
Im Zuge meines Gedankengangs jedenfalls erinnerte ich mich an den Filmtitel der Bushido-Autobiographie "Zeiten ändern Dich" und machte eine schockierende Feststellung: Übersetzt man den Filmtitel ins Englische - was, ich hoffe es inständigst, in der Kinowelt noch nicht geschehen ist - gleicht er fast dem Namen eines Albums von Bob Dylan. "The Times They Are A-Changing" zählt meiner Ansicht nach zu den besten Studio-Alben des 20. Jahrhunderts. Schlimm genug, dass sich eine gewisse Ähnlichkeit zwischen der Aussage des Bushido-Films und der Bob-Dylan-Platte kaum verleugnen lässt (es ist mir bewusst, dass ich ein Hausverbot in allen Konzerthallen, in denen Bob Dylan jemals aufgetreten ist, für diesen Vergleich verdient hätte). Noch schlimmer erscheint mir, dass Bushido sich selbst als gesellschaftskritischer Barde der Nation fühlen könnte. Es ist noch nicht so lange her, dass Bushido zu Gast bei Johannes B. Kerner war - und ja, trotz der streitbaren Qualität der Talkrunde noch im ZDF - und dort mit einer Vertreterin der Hamburger CDU über Politik diskutierte. Man muss sich dieselbe Situation vor 45 Jahren vorstellen. Es ist die Zeit kurz vor Woodstock und Bob Dylan oder ein vergleichbarer anderer Vertreter der 68-Generation hat einen Auftritt in einer renommierten Fernsehshow. Damals schimpften die Eltern der Dylan/Joplin/Lennon-Anhänger, die so altklug die Verfehlungen von Politik und Gesellschaft anprangerten, über die moderne Musik und die ganze Hippie-Kultur auf dieselbe Art, in der wir es heute über Bushido tun. Was aber, wenn unsere Kinder und Enkel in ein paar Jahrzehnten Bushido als den Songwriter feiern, der die Musik revolutioniert hat und er zu dem Helden wird, der es gewagt hat, die Tabus der Konservativen zu brechen? Wenn aus Hippietum Hip-Hop-Tum wird? Was, wenn sie uns vorwerfen, das Genie in Bushido verkannt zu haben und sein Grab zum nationalen Heiligtum ernennen? (Vorsichtshalber habe ich es geprüft: Bushido wird es immerhin nicht schaffen, in den glorreichen "Club of 27" einzutreten).
Bob Dylan hat es 1964 ja schon angekündigt: "The Times They Are A-Changing"; Bushido hat die daraus vielleicht einzig richtige Schlussfolgerung gezogen. Die Zeiten ändern nicht nur sich, sondern auch Dich. Das bedeutet immerhin, dass es uns nicht gänzlich vom Hocker hauen wird, wenn unsere Kinder Sonntags morgens am Frühstückstisch von Drogen, Sex und Gangbang der vergangenen Nacht berichten und dem vielleicht noch ein freundliches "Reich mir mal die Marmelade, Nutte" hinzufügen. Bis dahin haben uns die Zeiten eh geändert und wir sind so tolerant geworden, dass wir unsere Kinder freiwillig ins Gheddo fahren, wo wir mit ein paar Aggrofightern cokxxen. Das wird ein Spaß.
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