Um herauszufinden, wer so viel Pathos in seinen Reisebericht gelegt und das romantische Paris mit dem unzugänglichen Osten in Zusammenhang gebracht hatte, startete ich originellerweise eine Google-Recherche. Folgende Stichpunkte sind Zusammenfassungen von dem, was ich unter den obersten Treffern fand:
1. Budapest - Paris des Ostens
2. Bulkowina - Paris des Ostens
3. Shanghai - Paris des Ostens
4. Warschau - Paris des Ostens
5. Riga - Paris des Ostens
6. Wien - Paris des Ostens
7. Bukarest - Paris des Ostens
8. Leipzig - Paris des Ostens
9. Gaziantep - Paris des Ostens
10. Beirut - Paris des Ostens
Die Auflistung spricht für sich selbst, sodass ich auf jegliche sarkastische Anmerkung verzichte. Selten habe ich ein so treffendes Beispiel dafür gefunden, wie seltsam undefiniert "der Osten" in der Umgangssprache ist. Dafür scheint Paris weitaus weniger einzigartig zu sein als sein Ruf es uns Glauben machen will. Wir finden es auf zehn Orten der Welt zwischen Wien und Shanghai - Prag nicht mitgerechnet. Das sind 8478 Kilometer, in denen wir zehn "Parise des Ostens" vorfinden, das näheste davon liegt mehr als 1200 Kilometer vom richtigen Paris entfernt.
Verzweifelt habe ich versucht, eine Gemeinsamkeit auszumachen, die erklären könnte, wie es zur gleichen Synonymisierung für alle diese Städte kam. Verschiedene Lösungsvorschläge gingen mir durch den Kopf: Städte im Landesinneren - umgeben von Bergen - Groß-/Hauptstädte - ehemalige (oder noch aktive) Diktaturen - bevorzugterweise (Ex-)Kommunismushochburgen. Doch all das ist fahrlässig aus dem Ärmel geschüttelt und wirft vor allem eine Frage auf: "Was hat das mit Paris zu tun?" Die Antwort darauf ist einfach. Sie lautet: "Nichts".
Dennoch bestimmt Paris den Messpegel, nach dem bestimmt wird, ob eine Stadt "paris" genug ist, um als sehens- oder lebenswert zu gelten. Wie etabliert diese Methode, die Wertigkeiten von Städten zu benennen ist, erkenne ich im Nachhinein an mir selbst: Obwohl ich Paris nicht für eine herausragend schöne Stadt halte, werte ich es reflexartig als Kompliment, wenn man Prag mit ihr vergleicht und das, obwohl ich mich in Prag verliebt habe wie in kaum eine Stadt zuvor.
Am Ende habe ich doch eine vergleichbare Szenerie innerhalb beider Städte gefunden: Das sind der Pariser Stadtteil "Le Marais" und der Prager Park am tschechischen Senat auf der Kleinseite. Beide Orte taugen zum Entspannen und als Rückzugsort, wenn die Touristenmassen zu sehr einengen - wenngleich Prag auch noch trotz seiner Unmengen an Touristen nicht seinen romantisch-unberührten Charme verliert. Auf den muss Paris schon länger verzichten.
Verzweifelt habe ich versucht, eine Gemeinsamkeit auszumachen, die erklären könnte, wie es zur gleichen Synonymisierung für alle diese Städte kam. Verschiedene Lösungsvorschläge gingen mir durch den Kopf: Städte im Landesinneren - umgeben von Bergen - Groß-/Hauptstädte - ehemalige (oder noch aktive) Diktaturen - bevorzugterweise (Ex-)Kommunismushochburgen. Doch all das ist fahrlässig aus dem Ärmel geschüttelt und wirft vor allem eine Frage auf: "Was hat das mit Paris zu tun?" Die Antwort darauf ist einfach. Sie lautet: "Nichts".
Dennoch bestimmt Paris den Messpegel, nach dem bestimmt wird, ob eine Stadt "paris" genug ist, um als sehens- oder lebenswert zu gelten. Wie etabliert diese Methode, die Wertigkeiten von Städten zu benennen ist, erkenne ich im Nachhinein an mir selbst: Obwohl ich Paris nicht für eine herausragend schöne Stadt halte, werte ich es reflexartig als Kompliment, wenn man Prag mit ihr vergleicht und das, obwohl ich mich in Prag verliebt habe wie in kaum eine Stadt zuvor.
Am Ende habe ich doch eine vergleichbare Szenerie innerhalb beider Städte gefunden: Das sind der Pariser Stadtteil "Le Marais" und der Prager Park am tschechischen Senat auf der Kleinseite. Beide Orte taugen zum Entspannen und als Rückzugsort, wenn die Touristenmassen zu sehr einengen - wenngleich Prag auch noch trotz seiner Unmengen an Touristen nicht seinen romantisch-unberührten Charme verliert. Auf den muss Paris schon länger verzichten.
Besonders noch vor einem Jahrhundert war ja der Vergleich mit Paris wie eine Messlatte, die heute nicht mehr ganz richtig angesetzt wird. Wenn eine Stadt also schon "Paris genug" war, dann bezog sich das, laut meinem Verständnis, mehr auf den architektonischen und urbanen Fortschritt, der damals doch sehr modernen Stadt. Die Städtebauweise könnte es sein, von dir erwähnte Parkanlagen, oder die Einführung von gleichgearteten Rangordnungen, die ihren Widerschein in der Gestaltung von z.B. Palais fand.
AntwortenLöschenDa dieser Begriff heutzutage für das, von dir richtig als bereits verloren gegangene, Gefühl verklärter Romantik und feinsinniger Kultur steht, könnte ich den Sachverhalt zumindest schonmal an Suchtreffer drei gescheitert sehen. Trotz der schicken Expo...